Die Engle

Ich war auf dem Heimweg von der Schule und war völlig in meine Gedanken vertieft. Die heutige Religionsstunde beschäftigte mich sehr. Wir hatten über Engel geredet und Schutzengle, ob sie einem wirklich helfen. Ich glaube nicht wirklich an sie, weil, warum sollte dort ein Engel sein und mich beschützen wollen? Was ist mit den Toten bei den Naturkatastrophen? Es heißt ja schließlich, dass alle Menschen Schutzengel haben, oder nicht?. Was war dann mit den Menschen die bei Fluten oder bei einem Hurrikan umgekommen sind. Was war mit deren Schutzengel? Deswegen glaub ich nicht das es welche gibt die auf uns aufpassen, aber ich kann es gut verstehen, wenn andere Leute das anders sehen. Ich meine jeder darf an das glauben, an das er glauben will.
Weil ich völlig auf meine Gedanken konzentriert war achtete ich nicht auf den Verkehr. Deswegen übersah ich das Auto, das gerade kam und ging einfach über die Straße. Der Fahrer drückte auf das Bremspedal und hupte dabei ganz laut.Erst dann bemerkt ich, wo ich war und sah nur noch das rasende Auto auf mich zukommen.Danach wurde alles schwarz und ich hatte das Gefühl, ich würde schlafen.
Ich versuchte meine Augen zu öffnen, aber es geling mir nur für eine kurze Zeit, danach fielen sie wieder zu. Das wiederholte sich ungefähr vier bis fünf Mal, bis ich endlich meine Augen offen halten konnte.
Meine Mutter saß bei mir am Bett und hielt meine recht Hand. "Na mein Schatz, wie geht es dir? Was machst du auch immer für Sachen?", fragte sie mich. "Es tut mir leid das ich dir so einen Schrecken eingejagt habe. Denkst du etwa ich habe das absichtlich gemacht?", antworte ich ganz langsam. "Nein, das würde ich nie denken! Du solltest aber in Zukunft mehr auf den Verkehr achten, versprochen?", ich nickte, "Schau mal deine Tante war vorhin hier, als du noch geschlafen hast. Sie hat dir das hier mit gebracht", erzählte sie und hielt mir einen Engel aus Glas vor die Nase.
Sofort musste ich wieder an Religion denken und dann fiel mir auch wieder ein, warum das hier alles passiert war. Ich dachte nur, "Die verfolgen mich!"
Ich betrachtete den Engel mal genauer und sah das er ein Schild in der Hand hielt wo folgendes stand: "Ich beschütze dich und gebe dir Kraft!"
"Das kommt leider ein bisschen spät, muss ich dir sagen!", sprach ich in Gedanken zu dem Engel. Ich wollte ihm einen Namen geben und dachte nach. Java fand ich war ein guter Name für einen Engel. Obwohl ich noch daran zweifelte ob es wirklich diese Wesen gab, beschloss ich auf diese Glasfigur acht zu geben und darauf zu achten ob es mir dann besser ginge.
"Ich muss jetzt nach Hause fahren, Süße! Ich komme morgen wieder, ok?", fragte sie mich. "Klar. Bring Karten mit damit es nicht so langweilig ist!", antwortete ich ihr. Sie verabschiedete sich und ging. Da lag ich nun, alleine und in Gedanken. Es war schon neun Uhr und die Station war ganz still. Ab und zu hörte man ein paar Schritte über den Gang laufen, aber das war es auch schon wieder. Ich setzte mich auf. "Ich kann doch nicht die ganz Zeit einfach nur rumm sitzen und versuchen zu schlafen! Ich muss mich bewegen damit ich müde werde!", dachte ich. Langsam und vorsichtig stieg ich aus dem Bett, um in meine Schlappen zu schlüpfen. Sie waren schön flauschig und erinnerten mich kurz an zu Hause.
Draußen auf dem Flur war keiner zu sehen also schloss ich die Tür hinter mir. Am Ende des Ganges war ein Flur der nach rechts ging. Ich kannte mich nicht aus, also lief ich einfach frei herum. Ich setzte mich auf eine Fenstersitzbank und spähte nach draußen. Es war eine klare, ruhige Nacht. Der Himmel war von Sternen erfüllt. Es sah wunderschön aus.
Plötzlich tippte eine kalte Hand auf meine Schulter. Ich erschrak total und fiel fast von meinem Sitz. "Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken!", sagte eine klare Stimme. Ich schaute mir diese Person genauer an. Sie war weiblich, blass und trug nur ein Nachthemd. Sie sah aus als wäre sie auch eine Patientin. "Wer bist du?", fragte ich immer noch unsicher. "Ich heiße Java. Wir haben nicht viel Zeit, um miteinander zu reden. Es ist entschieden! Baruch delgi Angeli hat seine Entscheidung bekannt gegeben. Die Prophezeiung wird erfüllt. Du bist die auserwählte! Halte dich berreit, für deine Abreise!", erklärte mir Java. "Moooment Mal. Weelche Prophezeiung und wer ist Baruch... ? Und WAS in aller Welt bist du?", stotterte ich. "Ich bin dein Engel und du musst mir Vertrauen. Ich werde dich abholen wenn es so weit ist. Halte dich bereit! Geh ins Bett und Ruh dich aus. Es wird eine anstrengende Reise. Sei nicht traurig, aber Vergessenheit wird eintreten, aber eine Person wird dich noch lieben. Gehe zu ihr, es ist Nirvada, deine Tante, sie erwartet dich schon. Ich muss wieder los! Bis bald!", flüsterte sie. Sie löste sich vor meinen Augen auf. Ihre Helligkeit verblasste allmälich und ich stand wieder alleine im Flur. In meinem Kopf hörte ich ihre Stimme noch ein Mal sagen: "Halte dich bereit!" "Was meinte sie damit? Oh gott ich verstehe jetzt gar nichts mehr. Ich glaube ich muss jetzt schlafen. Vielleicht war alles nur ein schlechter Traum", redete ich mir ein. Ich huschte schnell über den Gang, in mein Zimmer. Sofort kroch ich unter meine Bettdecke und schlief ein.
"...Es wird anstrengend, aber was auch passiert, ich werde bei dir sein...!", sprach meine Tante. "Ich verstehe das alles nicht. Warum denn ich? Es gibt noch viele andere Mädchen, außer mir die das bestimmt besser können. Warum ich?", fragte ich sie verzweifelt. "Es ist zu spät, ich werde dir aber alles erzählen. Ich werde dich auf deiner Reise begleiten. Evar, deine Mutter wird sich nicht an dich erinnern. Sie wird dich auch nicht mehr besuchen kommen. Sie wird denken, dass sie nie ein Kind hatte. Es ist alles so traurig. Es tut mir alles so leid!", versuchte sie mich zu trösten. "Du kannst gar nichts dafür! Die anderen sind Schuld, dass hier ist sowieso nur ein schlechter Traum! Ich werde einfach aufwachen und alles ist wieder normal.", ich brüllte sie an.
"Du wirst sehen, manchmal spielt uns das Leben Streiche, die wir nicht nachvollziehen können...!", und ihr Stimme wurde immer leiser.
"Guten Morgen! Hier ist dein Frühstück! Vorhin war eine alte Dame hier und hat mir diesen Brief für dich gegeben!", sagte die Krankenschwester. "Kann ich telefonieren? Es ist ganz wichtig!", fragte ich sie. "Dafür steht es doch da!", antwortete sie und ging aus meinem Zimmer.
Ich nahm den Brief in die Hand und darauf stand "Lucie" Ich wollte ihn erst mal nicht lesen, weil ich Angst davor hatte, was wohl drinnen stehen würde.
Ich griff zum Telefon und wählt die Handynummer meiner Mutter. Es dauerte ein wenig. "Evar hier, hallo?", hörte ich sie sprechen. "Hallo hier ist Lucie!", antwortete ich. "Tut mir leid, wer sind sie? Ich kenne keine Lucie! Sie müssen sich wohl verwählt haben!", meinte sie. "Natürlich kennst du mich! ich bin deine Tochter!", entgegnete ich. "Nein ich hatte noch nie eine Tochter. Die Telefonstreiche werden von Tag zu Tag lustiger.", lachte sie und legte auf.
Tränen stiegen mir hoch. "Meine eigene Mutter weiß nicht mehr wer ich bin?! In was für einer Welt lebe ich?", fragte ich mich verzweifelt. "In einer von vielen unendlichen Welten, Lucie. Du musst uns Glauben schenken!", hörte ich Java in meinem Kopf. Meine Mutter würde sich nie mehr an mich erinnern. Die schönen Tage und Wochen die wir miteinander verbracht hatten, meine Kindheit, die ganze Zeit die sie mit mir verbracht hatte, hatte sie vergessen. Damals als sie mit Schmerzen in einem Geburtshaus lag und mich zur Welt brachte, als ich das Laufen lernte, als ich sprechen lernte, und so weiter. Das alles wusste sie nicht mehr. Als ich ihr sagte wie lieb ich sie doch habe, würde sie niemals erfahren das es eine Person wie mich gab, die sie so doll geliebt hatte und noch immer tun würde. Es war so traurig, das man es nicht in Worte fassen konnte. Das einzigste was ich jetzt noch hatte, war meine Tante, diesen Brief und Java, falls man die überhaupt dazu zählen konnte, da sie nicht real ist. Ich hatte Lust den Brief zu öffnen, denn was auch drinnen stand, schlimmer als das meine eigene Mutter mich nicht mehr kennt, konnte es nicht sein.
"Liebe Lucie, ich hatte dir gesagt sie würde dich nicht wieder erkennen. Packe deine Sachen und verlasse das Krankenhaus. Fahre mit dem Bus um 10:53 in die Stadt und besorge folgende Dinge:
Drei Kerzen mit deinen Lieblingsdüften,
Eine Blaue Kerze (ohne Duft!)
Eine Wind feste Jacke,
Eine schwarze Tasche,
Und eine Flasche Rosenöl.
Das müsste fürs erste reichen. Nimm dieses Geld, was in deiner Welt so wichtig erscheind, aber doch nur gierig macht, und kaufe davon diese Sachen. Es wird ein cent übrig bleiben. Hebe ihn auf denn er ist wichtig. Wenn es Probleme gibt nimm die rote Feder und denke an mich. Wir sehen uns bald,
Nirvada"
Während ich las, beobachte mich jemand, aber ich hatte ihn nicht gesehen. Er war fast unsichtbar und doch war er da. Er schien so weit weg, aber er war ganz nah! Er war listig und doch so gut. Irgendwann würde ich noch auf ihn stoßen.
Ich packte meine Sachen und marschierte los. Als ich an der Bushaltestelle ankam, war es genau 10:53 und der Bus stand schon da. Er war ziemlich leer. Ich setzte mich in die erste Reihe und beobachtete die Landschaft, die beim fahren und halten, an mir vorbei zog. Schon bald war ich an meinem Ziel angekommen und stieg aus. Es war ein kalter Donnerstag Morgen und es war noch nicht viel los. "Um so besser, dann ist die Chance geringer, dass ich auf irgendjemanden bekanntes treffen würde", dachte ich. Ich hatte schon sehr bald alles was in dem Brief stand und es war genau ein cent übrig geblieben. Ich wusste nicht, was ich als nächstes tun sollte und versetzte mich in Art Trance und fragte Java. "Benutze die rote Feder!", antwortete sie mir, bevor ich zu Ende geredet hatte. Also nahm ich diese aus dem Umschlag und dachte an meine Tante.
Plötzlich tippte mich von hinten jemand an. Ich erschrack total und als ich mich umdrehte, stand meine Tante vor mir. "Hallo mein Spatz. Wie geht es deinem Kopf?", fragte sie mich. "Ähm, Moment mal, ja. Ich merke das es Engel gibt, dass meine, ach so merkwürdige Tante irgendwie in Verbindung mit Engel steht, meine Mutter nicht mehr weiß wer ich bin und du fragst mich wie es meinem Kopf geht? Zu deiner Information, meinem Kopf geht es gut, aber sonst bin ich zu tiefst erschüttert und traurig, weil meine EIGENE Mutter nicht mehr weiß wer ich bin!", brüllte ich. "Hier sind noch andere Menschen anwesend! Außerdem, hasst du dich nie gefragt warum deine Mutter dir nie von deiner Oma erzählt hat? Uns ging es genau gleich. Evar wurde nicht auserwählt und ich auch nicht, aber unsere Mutter. Mir konnte aber das Gedächtnis, aus welchem Grund auch immer, nicht gelöscht werden. Deine Mutter denkt nämlich das wir weisen Kinder sind. Also für dich nicht so auf!", schrieb sie mir vor. Ich war so dumm. Ich hatte mal wieder nur an mich gedacht. "Es tut mir leid!", sagte ich. "Das muss es nicht, du konntest es ja nicht wissen", tröstete sie mich. "Lasst uns aufbrechen, schließlich ist es kein Katzensprung den wir vor uns haben!"

                                                Fortsetzund folgt....